Als UX Lead arbeitete ich an mehreren Digitalisierungsprojekten im Kontext des Online Zugangsgesetzes (kurz OZG, Gesetz zur Online-Zugänglichkeit von Verwaltungsdienstleistungen). Das OZG verlangt, dass die Regierung bis Ende 2022 ihre Dienste digital anbietet, und meine Rolle war es, Digitalisierungslabore innerhalb dieses Rahmens zu leiten. Diese Labore waren Teil des Digitalisierungsprogramms und als UX Lead war es meine Aufgabe eine nutzerzentrierte Lösung zu entwickeln, welche den Anforderungen der Bürger:innen aber ebenso die Perspektive von Unternehmen und Behörden mitberücksichtigt.
Mein erstes OZG-Projekt war 2018 das Digitalisierungslabor für die Geburtsurkunde, bei dem ich User Research, Prototyping und Usability Tests durchführte. Dieses Digitalisierungslabor führte zur Entwicklung des Projekts "Digitale Nachweise" im Jahr 2020. Dort war ich als UX Lead zuständige für die Erstellung des UX-Projektplans, identifizierte notwendige Ressourcen und definierte Meilensteine und Ziele. Ich organisierte und begleitete die User Research- und Anforderungsphase und führte verschiedene Workshops mit Stakeholdern durch, um z.B. mithilfe einer User Story Map die User Stories gemäß den gegebenen Rahmenbedingungen zu priorisieren.
Projektjahr
2020 - 2021
Kunde
BMI (Bundesministerium des Innern und für Heimat)
Meine Rolle
UX Lead
Team
other colleagues of the ]init[ AG
Design Sprint
UX Lead
User Stories
UX Strategy
Project Management
Jira
Axure Prototyping
Service Blueprint
User Testing
Handover Booklet
Die Zielgruppe und Nutzungsszenarien
Die Geburtsurkunde wurde als Beispiel für die Verifizierung digitaler Dokumente verwendet. Dieses Dokument wird hauptsächlich von Eltern mit einem neugeborenen Kind verwendet, weshalb sie unsere Hauptzielgruppe darstellen. Es gibt jedoch viele weitere Gruppen von Menschen in verschiedenen Lebenssituationen, die eine Geburtsurkunde benötigen: Heirat, Versicherung, staatliche Prüfung usw.
Ein Anwendungskontext, in dem Nutzer:innen eine digitale Geburtsurkunde benötigen könnten, könnte wie folgt aussehen:
- Nutzer:in füllt ein Formular aus (z.B. Heirat) und muss die eigene Geburtsurkunde vorlegen.
- Nutzer:in muss eine beglaubigte Kopie vom Standesamt besorgen.
- Nutzer:in lädt beglaubigte Kopie der Urkunde im Formular hoch
Angewandte Methoden
1. Interview mit Bürger:innen die unterschiedlichen Anwendungskontext haben (wie Geburt, Heirat, staatliche Prüfung usw.), um die häufigsten Anwendungsszenarien und Probleme zu verstehen
2. Interview mit Sachbearbeiter:innen aus dem Standesamt, um den Prozess auch aus der Verwaltungsperspektive zu verstehen.
3. User Journey aus den Interview Erkenntnissen erstellt, um die aktuellen Prozesse zu visualisieren und Pain Points hervorzuheben.
4. Service-Blueprint, um den zukünftigen Soll-Prozess zu visualisieren und um einen Überblick über alle Prozesse zu haben, die mit der User Journey verbunden sind.
User Story Map
Die User Story Map half den Stakeholdern dabei, die Benutzeranforderungen innerhalb des definierten Umfangs und der definierten technologischen und administrativen Möglichkeiten zu priorisieren.
Partizipation mit Gallery Walk
Eine der Herausforderungen des Workshops war seine Größe, mit über 20 Teilnehmer:innen. Für möglichst viel Partizipation, entwarf ich einen Gallery Walk mit verschiedenen Stationen. Die Teilnehmer:innen wurden in kleinere Gruppen auf die Stationen aufgeteilt, um Einblicke und Ergebnisse aus der User Research und anderen Projekten zu sehen. Jede Station hatte Aufgaben wie z.B. das Identifizieren von Problemen oder Aufschreiben von offenen Fragen basierend aus der eigenen Expertenperspektive.
User Insight Station
Eine der Stationen im Gallery Walk war dieses Poster mit Erkenntnissen aus der User Research. Die Teilnehmer:innen konnten sich mit den von uns erstellten Personas und den Benutzerproblemen und -bedürfnissen jeder Persona vertraut machen.
(Disclaimer: Alle gezeigten Screenshots sowie inhaltlichen Erkenntnisse sind auch öffentlich zugänglich auf der OZG Informationsplattform.)
Infografiken
Die meisten Nutzer:innen haben mit der in Formularen genutzen Sprache Probleme (“Behördensprache”). Daher haben wir Infografiken als visuelle Hilfsmittel hinzugefügt, um z.B. den Antragsprozess zu verdeutlichen.
Prototyp
Den Prototypen haben wir in Axure RP gebaut. Für die OZG-Projekte wurde ein white-label Design entwickelt, um die Konzepte so realitätsnah wie möglich mit den Nutzer:innen zu testen.
Dynamisches Formular
Damit Nutzer:innen keine Datenfelder gezeigt bekommen, die für ihre Antragszwecke irrelevant sind, ist das Formular dynamisch angelegt. Heißt, je nach Angaben bekommen Nutzer:innen nur die für sie relevanten Datenfelder angezeigt.